Linke Seite: C - b1 (chromatisch)

Aus sechs mach fünf: Eine wesentliche Änderung ist der Verzicht auf die äußerste der 2 Hilfsreihen, was nur zu Griffänderungen in Reihe 4 führt. Die Reduzierung auf 5 Reihen verringert deutlich den konstruktiven Aufwand für die innenliegende Tastaturmechanik.

Außerdem wurde das Tastenmanual geringfügig aus der Senkrechten gedreht (mit Drehpunkt unten), um einen ergonomisch besseren Zugriff bei chromatischen Tonfolgen zu ermöglichen.

Optional wäre linksseitig auch der früher übliche Handgriff mit Daumenloch für eine freiere Handbewegung nicht nur bei kurzen Fingern sinnvoll (im Bild links, holzfarben).

Linkes Manual:

Die äußerste Hilfsreihe G#1 - g#1 entfällt. Es bleiben 5 Reihen mit Tönen im Abstand einer großen Terz.

Zwischen benachbarten Reihen liegt eine kleine Terz bzw. ein Halbtonschritt. Über letztere ist das Manual durchgängig chromatisch spielbar.

Die Hilfsreihe 5 (blau) wiederholt Reihe 1.

Alle Dur-/Moll- Dreiklänge und ihre Umkehrungen sind mit gleichem Fingersatz spielbar, wie auch alle Septimeakkorde der Töne in Reihe 1 bis 3. Die  3 Septimeakkorde der Reihe 4 haben einen abweichenden, aber wiederum gleichen Fingersatz.

Akkordfortschreitungen u.a. sind in allen Tonarten mit gleichbleibenden Griffen spielbar, bis auf wenige Ausnahmen in Reihe 4.

Regierwerk linke Seite

Links die früher übliche extrem aufwendige Blechbiegearbeit für die Verbindung von Hebeln und Tastenknöpfen. Eine Nervenprobe für jeden Bandonionbauer.

Rechts der deutlich minimierter Biegeaufwand durch Einsatz eines Regierwerkes, dass dem Prinzip der von Hugo Stark Anfang des 20. Jh. entwickelten Reformklaviatur entspricht.

Regierwerk linke Seite

Bei der Reformklaviatur sind die Decker nicht an den Tastenhebeln befestigt, sondern liegen an einem kurzen Kipphebel unter diesen. Der Tastenhebel drückt bei Betätigung mit einem an seiner Unterseite befestigten kleinen Drücker auf den Kipphebel des Deckers und hebt diesen an (öffnet ihn).

Mit dieser Konstruktion können viele Tastenhebel eng nebeneinander liegend, störungsfrei und in leichter Fertigung angeordnet werden. Auch die Schließgeräusche der Decker werden minimiert.

Rechtes Manual:

Auf Anregung von Bernd Machus wurden die Töne der Gerlinger-Hilfsreihe (orange) einen Halbton höher gewählt, sodass sie den vierten Ton der Reihen wiederholen (vorher war es der dritte).

Beispiel chromatische Tonfolge: g > g# > a mit den ersten 3 Fingern > der 4. Ton a# mit Zeigefinger in der Hilfsreihe > Ringfinger b > kleiner c1.

Die Spreizung erfolgt zwischen Zeige- und Ringfinger, was bequemer ist als mit dem Mittelfinger.

Dank der Wiederholungsreihe (blau) kann das Legato beliebig fortgeführt werden...

Regierwerk rechte Seite

Auch hier links die früher aufwendige Blechbiegerei.

Peter Spende umging diese durch eine abgestuft schräge Ausrichtung der Hebel.

Regierwerk rechte Seite von Peter Spende

Auch Julius Zademack wusste sich um 1909 mit schräg gelagerten Hebeln zu helfen.

Der Entwurf eines solchen Regierwerkes erfordert zweifellos einen hohen Aufwand und handwerkliches Können. Einmal fertiggestellt, ermöglicht er jedoch eine viel effizientere Herstellung als die stets aufs neue mühselige Blechbiegerei der früheren Kusserow-Instrumente.

Herstellerschild:

PS Premíer Bandoneon Manufaktur
Peter Spende

Durch die handwerklichen Bemühungen und konstruktiven Neuerungen von Peter Spende, anfänglich in Zusammenarbeit mit Klaus Gutjahr, und die praktischen Anregungen des Musikers Bernd Machus wurde das Kusserow nach einigen Jahrzehnten Dornröschenschlaf zu einer neuen Qualität weiterentwickelt.

Leider sind nur wenige derartige Instrumente gebaut worden, da Peter Spende in seine alte Berufsbranche zurückkehrte.

Bedauerlicherweise sind keinerlei Baupläne mehr vorhanden. Diese müssten nach einem Spende-Instrument neu erstellt und allgemein verfügbar gemacht werden.

Ein großer Vorteil des Kusserows ist seine beidseitig über benachbarte Tasten führende durchgängige Chromatik (wie am Klavier), die nur durch die Manualränder unterbrochen wird.

Ohne Übertreibung kann es dank seines streng logischen und spielfreundlichen Tastatursystems als einer der praktikabelsten Bandoniontypen überhaupt angesehen werden. Das Problem sind fehlende verfügbare Instrumente für Interessierte. Für Kinder ab 2 Jahren wäre auch eine reduzierte, einfache Concertina sehr erfreulich.

Bandonion-Freunde, oder solche die es werden wollen und bei den genannten Punkten behilflich sein möchten, sind herzlich willkommen: post@bandonioninfo.de

Spielanleitung von Bernd Machus auf youtube.com