Chromatiphon
System: Hugo Stark (gleichtönig, logisch)
(Sammlung Oriwohl, Nr. B-30)
Herstellung: A.B.C.-Werk, Hugo Stark (Auerbach im Vogtland in Sachsen) 1920,
Patent 51c/34/337361 von 1921
Dieses Gleichton-Instrument wurde von Hugo Stark (1873-1965) entworfen und gebaut.
Beide Manuale folgen dem selben logischen System,
sind bezüglich der Tönhöhe jedoch gegenläufig.
Wie beim 5-reihigen C-Akkordiongriff und 6-reihigen Micklitz-System ergeben sich durch zwei gekoppelte Hilfsreihen gleiche Fingersätze für alle Tonarten auf einer Seite, sowie gleiche Griffmuster für beide Seiten.
William Wakker in den USA baut hochwertige Concertinas mit dem System von Hugo Stark.
Linkes Seite:
2-chörig (7x16'+8' und 30x8'+4')
Tonintervall senkrecht: 1 große Terz;
Tonintervall von innen nach außen: Schrägreihe abwärts 1 kleine Terz, Schrägreihe aufwärts chromatische Halbtonschritte in der Tonhöhe steigend.
Am etwa 5 Jahre späteren Kusserow-Bandonion wurde Starks System fast identisch übernommen, nur die Belegung der Schrägen ist umgekehrt. Die chromatische Tonfolge liegt auf der Abwärtsschrägen. Diese Änderung geht auf Fritz Micklitz (Sohn) zurück, was dieser gegenüber K. Oriwohl bekundet hat. Außerdem liegen am Kusserow die Tasten viel enger.
Die 2 äußeren Reihen (links) wiederholen durch mechanische Kopplung Reihe 1 und 2.
Rechtes Manual (eines anderen Chromatiphons):
Die Tonbelegung folgt dem selben System wie linksseitig nur mit gegenläufiger Tonhöhe.
(dis=d#, h=b, b=bb)
Rechte Seite ohne Gehäusedeckel
Die 2 Hilfsreihen außen können nur mit aufwendig gebogenen Metallarmen an Reihe 1 und 2 gekoppelt werden.
Aus diesem Grund konstruierte Hugo Stark zeitnah eine neuartige Mechanik, die er um 1921 als Reformklaviatur patentierte (s. nächstes), bei der diese Metallarme entfallen.
"A.B.C. Werke
Hugo Stark
Auerbach Vogtland"
Ein im Gehäuse eingeklebter Eintrag:
"Dieses Instrument ist Eins der ersten drei Instrumente mit dem gesetzlich geschützten Namen Chromatiphon und dem gesetzlich geschützten Reformbalg. Erbaut vom Erfinder Hugo Stark im August 1920"
Wer den Zettel angebracht hat, ist nicht bekannt. Auch ein "gesetzlich geschützter Reformbalg" wird nirgends erwähnt. Bekannt ist die von Hugo Stark konstruierte und gesetzlich geschützte Reformklaviatur (s. voriges).
Anzeige Gut-Ton-Zeitung um 1925:
"...Ich kann daher in dieser Zeit des Fortschritts, wo es heißt 'Bandonionspieler lernt Noten', jedem, besonders Anfängern, solch ein Instrument sehr empfehlen..."
Die Bemerkung über das Notenlernen dokumentiert die gewünschte Abkehr von der Griffschrift. Dass dieser Hinweis in der Anzeige für ein Gleichton-Instrument erscheint, zeigt, dass viele mit Aufgabe der Griffschrift und Hinwendung zum Notenspiel Orientierungsprobleme auf den Wechselton-Manualen bekamen und Abhilfe bei logisch aufgebauten Tastaturen suchten.
Hugo Stark an seinem 90. Geburtstag (1963) mit seinem Chromatiphon in seiner Berliner Wohnung.
Hugo Stark mit seinem Geburtstagsgast Karl Oriwohl.
