6-reihiges Regierwerk in herkömmlicher Bauweise vom Chromatiphon

Die Tasten von Reihe 1, 2, 3 steuern mit ihren langen Tastenhebeln die zwei Deckerreihen links im Bild. Die Tasten der Reihe 4 steuern mit kurzen (nicht sichtbaren) Tastenhebeln eine dritte, schwach unter den Tastenhebeln erkennbare Deckerreihe (weißer Pfeil). Die Tasten der äußeren Hilfsreihen 5 und 6 sind durch Metallarme an Reihe 1 bzw. 2 gekoppelt.

Der kleinstmögliche Abstand zwischen den Tastenhebel wird durch die Breite der Decker bestimmt, die an den Enden der Tastenhebel befestigt sind. Die Tastenhebel können nicht enger als eine halbe Deckerbreite liegen.

Oben und unten ist eine Extrahalterung für insgesamt 5 Tasten notwendig (Pfeile rechts). Die untere versperrt den Platz für 3 mögliche weitere Tasten.

Um die gebogenen Metallarme zu vermeiden, müssen die Tastenhebel von Reihe 1 und 2 bis auf die Position der Hilfsreihe 5 und 6 verlängert werden.

Die Taste Reihe 4 stört nicht, denn ihr Untersatz kann genauso schmal gehalten werden, wie die Tastenhebel, die unter ihr vorbeigeführt werden können. Der seitliche Versatz zwischen Haupt- und Hilfsreihen kann durch einen Winkelaufsatz überbrückt werden.

Theoretisch hätten also die Metallarme auch bei Abänderung dieses herkömmlichen Regierwerks eingespart werden können.

Vielleicht war der Hauptgrund für die Entwicklung der Reformklaviatur die Einsparung der zwei Extrahalterungen (die untere mit Pfeil) mit dem Platzgewinn für 3 weitere Tasten, und die einfachere Kopplung der Hilfsreihen ein willkommener Zusatzeffekt. Dazu müsste man Hugo Stark selbst befragen können...

Die konstruktive Lösung. Von Hugo Stark Reformklaviatur genannt.

Sofort erkennbar sind die eng liegenden Hebel in Gruppen zu je 4 Stück, entsprechend den 4 inneren Hauptreihen des Chromatiphons. Die zwei äußeren Hilfsreihen sind mit Reihe 1 bzw. 2 mechanisch verbunden. An der Stelle der unteren Extrahalterung wurden 3 Tasten (rot) hinzugefügt.

Die Hebel können so eng liegen, weil an ihren Enden keine Decker mehr befestigt sind. Wie werden die Decker aber angehoben?

Starks Lösung kann man ohne Übertreibung als genial bezeichnen:

Der entscheidende Gedanke war, die Decker von den Tastenhebeln zu trennen. Jeder Decker erhält einen kurzen Hebelmechanismus, über den er durch Druck angehoben werden kann.

Weil jeder Tastenhebel im Unterschied zu herkömmlichen Regierwerken über allen 3 Deckereihen liegt, ist mit ihm die Steuerung jeder Deckerreihe möglich.

Nach Entfernen des Querriegels können alle Tastenhebel unkompliziert über ihre hintere Drehachse umgelegt werden, sodass ein freier Zugriff auf die Deckermechanik möglich wird.

Die Wahl des Deckers wird einfach mit einer kleinen Linsenkopfschraube getroffen, die an der Hebelunterseite befestigt ist, wie im Bild oben sichtbar.

Sie wird an der Position des gewünschten Deckerhebels eingeschraubt und über ihre Höhe gleichzeitig der Auslösepunkt feinjustiert.

Außerdem ist sichtbar, dass Hebel und Decker nicht nur nicht mehr verbunden sind, sondern auch nicht mehr in einer Linie liegen müssen. Wird der Deckerhebel schräg gelagert, können sich die Decker auch seitlich vom Tastenhebel befinden.

Alles in allem eine genial flexible und leicht zugängliche Konstruktion.

Die Anbindung der Hilfreihen ist ebenfalls einfach möglich.

Die Tastenhebel von Reihe 1 und 2 reichen bis zur jeweiligen Hilfsreihe. Am Ende des Tastenhebels ist ein Metallwinkel befestigt auf dem der Knopf der Hilfsreihe sitzt.

Eigenbeschreibung der Reformklaviatur:

"Größte Vorteile!
Kein Klatschen der Ventile!
Beste Funktion!
Engste, gleichmäßige Teilung!
...von jedermann leicht und schnell in wenigen Minuten auseinander genommen und wieder zusammen gesetzt...
...für sämtliche Töne eine gleichmäßige Ansprache bewirkt und damit für das Piano- und Fortespiel ein großer Vorteil erzielt wird."

5-reihige C-Griff Reformklaviatur

Starkes Erfindung war Grundlage für die Modelle Meisel und Praktikal (nächste) mit ihren ebenfalls 2 Hilfsreihen der C/B-Griff-Tastatur. Diese haben nur 3 Hauptreihen gegenüber 4 des Chromatiphons.

Um 2005 kam die Reformklaviatur am verbesserten Kusserow wieder zum Einsatz und ersparte aufwendige Blechbiegerei.