Patent Harmonika
System: Piano und Hintermeyer,
gleichtönig, logisch
(Sammlung Oriwohl, Nr. B-78)
Patent Harmonika (Einzeltoninstrument) von 1935
(Chorbelegung links: 8'+8°+16'+16° / rechts: ;8'+8°+16')
Einzeltonsystem links: Willy Hintermeyer, Patent vom 23.3.1934
Willy Hintermeyer wurde am 4.8.1915 in Rosenheim geboren. Schon mit 19 Jahren meldete er seine Patent Harmonika als Patent an. Er verzichtete an seinem Instrument auf Fertigakkorde und stattete die linke Seite mit einem Einzeltonmanual größeren Tonumfanges aus.
Funktional betrachtet ist es eigentlich kein Akkordion mehr, weil dessen wesentliches Merkmal, die Fertigakkorde fehlen.
Aufschrift: Patent Harmonika
Durch den großen Tonumfang von über zwei Oktaven kann das Bassspiel tonhöhentreu (ohne Umbrüche) ausgeführt werden.
Dadurch können die aus Einzeltönen gebildeten Bassakkorde tonhöhentreu nach Notation gespielt werden, während Akkorde des Standardbasses wegen ihrer Begrenzung auf eine Oktave immer in derselben Stellung und Tonhöhe erklingen.
Einzeltonbassmanuale werden auch als Melodiebass bezeichnet. Die frühen Einzelton-Akkordeons wie dieses von Willy Hintermeyer fanden jedoch noch keine große Verbreitung.
Manual links: 34 Tasten für Einzeltöne
Die senkrechten Reihen sind Janko-Ganztonreihen und finden sich auch in einem Schweizer Patent von Kaspar Wicky von 1896. Die Tonrichtung führt von innen nach außen aufwärts.
Größere Verbreitung als Hintermeyers Patent Harmonika erfuhr das 1948 von Pierre Monichon in Frankreich entwickelte Harmonéon, auch Accordéon de concert genannt.
An seiner wegweisenden Alternative zum Standardbass übertrug Monichon praktischerweise den C/B-Griff mit gleichen Großknöpfen auf die Bassseite. Um 1970 fand dieses Instrument Eingang in die akademische Ausbildung.
Später entstanden Konverter-Instrumente, die ein Umschalten zwischen Standard- und Melodiebass am selben Manual ermöglichen. Bei diesen Instrumenten erhöht sich allerdings Preis und Gewicht gleichermaßen.
