Dank des um 1930 eingeführten Tonfilms ist das Accord-Harmonium in einem kurzen Filmausschnitt aus dem Jahr 1932 im Duett mit einer "Singenden Säge" zu sehen und hören. Die Szene zeigt Berliner (Hinter-) Hofmusiker, deren Geschäft sich in dieser Zeit wachsender Verbreitung von Rundfunkgeräten nach und nach schwieriger gestaltet haben dürfte.
Die beteiligte Singende Säge wird heute meistens als Kuriosum betrachtet. Der Geigenbogen wurde und wird jedoch mit vollem musikalischen Anspruch bis hin zur Mitwirkung in Orchestern am Sägeblatt entlang geführt.
Das Accord-Harmonium kann leicht transportiert werden, weil sich der Spielkasten vom Untergestell abnehmen lässt, nachdem das Luftrohr vorher abgezogen wurde.
Zurück bleibt das zusammenklappbare Gestell mit Tretbalgen und Luftrohr.
Im unteren Teil des aufgesetzten Spieltisches befindet sich ein Magazinbalg der einen gleichmäßigen Winddruck unabhängig vom Pedaltreten gewährleisten soll. Dazu üben die links und rechts sichtbaren Spiralfedern Druck auf diesen aus. (Die rote Dose hält nur den Einblick frei.)
Von den Tretbälgen (mit Rückstoßventilen) wird über das Luftrohr Luft zugeführt, welche durch die sieben Löcher den Magazinbalg füllt.
Der Regierwerkkasten liegt luftdicht auf und bildet somit eine große Windlade für alle Zungen.
Rechts das Regierwerk der Klaviatur, links das Regierwerk der Grundbässe und Akkorde.
Zur Veranschaulichung der Luftzufuhr ist hier die Rückseite der Windlade nach vorn gedreht. In das links unten sichtbare Loch der Windlade wird das von den Tretbälgen kommende Luftrohr (oben) eingesteckt.
Auf den rötlichen Filzen des Bassregierwerkes liegen im zusammengebauten Zustand die Stößel der Knopftasten auf. Durch Druck auf diese werden über die Holzhebel die gewünschten Decker geöffnet, wodurch über die Tonzungen Wind aus der Lade entweichen kann.
Ein herausgenommener Klavierhebel (Clavis) umgedreht. An dessen hinterem Ende befindet sich der Decker mit zwei Ledern, welche die Tonlöcher luftdicht verschließen.
Wird die Windlade am vorderen Ende hochgeklappt, wird ihre Unterseite wie im folgenden Bild sichtbar.
Rechts querliegend die 4 Zinksammelplatten der Klaviatur auf zwei Reihen von Brettkanzellen, die zwei 8'-Chöre bilden.
Senkrecht daneben acht Akkorddreiklänge aus jeweils einer Zunge der rechten und zwei benachbarten der linken Sammelplatte. Die Kanzellen der drei Akkordzungen sind verbunden und erhalten über ein Tonloch Wind. In den acht großen Holzkanzellen links liegen die Zungen der Grundbässe.
Windlade mit Stimmplatten und Regierwerk wurden laut Namenszug von Hugo Stark an die Firma Glass geliefert.
An diesem von der Firma Menzenhauer gebauten Instrument (Privatbesitz, Berlin) ist die Spielhilfe in Form von Metallstreben erhalten, unter die ein Spielblatt gelegt ist.
Die Bass- und Akkordtasten links tragen neben Tonbuchstaben noch jeweils eine Ziffer von 1 bis 8 (wie einst die Griffschrift). Die vom Akkordion übernomme Funktionalität wurde beworben als "Von jedermann sofort zu spielen" und zielte auf musikalische Laien ohne Notenkenntnisse ab.
Harmoniums wurden ab den 1960er Jahren durch elektronische Instrumente abgelöst.
Eine Metallstrebe ist mechanisch mit einer Taste verbunden. Dem von oben nach unten verlaufenden Spielplan folgend, konnte also auch direkt auf die Strebe über einem Tonsymbol (mit angezeigter Haltedauer) gedrückt werden. Neben den Symbolen für die Klaviatur sind die Ziffern für die begleitende Bass- bzw. Akkordtaste notiert.
Die vielfältigen früheren mechanischen Spielhilfen fanden in elektronischen Programmen, z.B. als Akkordautomatik am Keyboard ihre prinzipielle Fortsetzung.
