Autoharp (Accord-Zither-Harfe)
Saiteninstrument: K.A. Gütter, C.F. Zimmermann
(Kein Bestandteil der Sammlung Oriwohl)
Dieses Autoharp (auch Volkszither oder Accord-Zither-Harfe) genannte Saiteninstrument wird hier mit vorgestellt, auch wenn es keine durchschlagenden Zungen besitzt. Aber es verfügt wie ein Akkordeon über Fertigakkorde.
Mit einer Taste kann ein aus mehreren Einzeltönen bestehender Akkord festgelegt werden.
Das Funktionsprinzip des Akkordeons wurde auf die Zither übertragen.
Die Erfindung wird Karl August Gütter aus Markneukirchen im vogtländischen Musikwinkel zugeschrieben, der sie 1883 in England patentieren ließ.
Der 1864 in die USA ausgwanderte Entwickler der Carlsfelder Concertina Carl Friedrich Zimmermann arbeitete an einem vergleichbaren Instrument.
In Kenntnis von Gütters Volkszither durch einen Besuch in Deutschland, meldete er jedoch Gütters Modell 1882 in den USA als Autoharp zum US-Patent 257.808 an und vertrieb es erfolgreich zu Zehntausenden.
Das Funktionsprinzip der Autoharp entspricht ganz Zimmermanns langjährigem Bemühen, musikalischen Laien das Musizieren an einfach zu spielenden Instrumenten zu ermöglichen, worauf sicherlich auch seine Namenswahl Autoharp hinweisen sollte.
Alle Saiten werden in der Tonhöhe gespielt, wie sie aufgezogen sind. Für ein Verkürzen einer Saite wie bei der Gitarre fehlt ein Griffbrett mit Bünden unter den Saiten. Eine Konzert-Zither besitzt ein solches.
Die Autoharp wird wie eine Harfe durch bloßes Überstreichen, oder Zupfen der Saiten als Harmoniebegleitung vorzugsweise für Gesang gespielt. (Beispiel auf youtube)
Die Akkordtasten sind auf der Unterseite mit Filzdämpfern versehen. Diese stellen beim Drücken einer Taste alle Saiten stumm, die nicht zum Akkord gehören.
Überstreicht man bei gedrückter Akkorstaste die Saiten, erklingen nur die des gewünschten Akkordes.
Um das Musizieren auch ohne Notenkenntnisse zu ermöglichen, fügte Zimmermann wie einst schon seinen Konzertinatasten allen Zithersaiten Zahlen bei. Mit dieser Hilfe können auch Notenunkundige die Autoharp nach einer Griffschrift (Zahlennotation) spielen.
Dies dürfte wieder ein entscheidender Grund für die hohen Verkaufszahlen und schnelle wie weite Verbreitung des Instrumentes gewesen sein.
Ein verbliebenes Tastenschild für E-moll.
Die Anzahl der Akkorde ist unterschiedlich.
Sechs Akkorde sind ein einfachere Ausführung.
An dieser anderen Autoharp ist mit 21 Akkorden die höchste Anzahl zu sehen.
Auffällig ist die Ähnlichkeit zum Tastenfeld des Standardbasses. Es ist aber nicht nur eine optische, sondern eine systematische Ähnlichkeit.
Wie beim Standardbass besteht eine senkrechte Reihe aus Tasten einer Akkordart im Quintabstand (Quintenzirkel). Je eine Reihe für Moll-, Septime- und Durakkorde (bis auf die 2 Tasten oben links).
In den USA wurde die Autoharp zwischen 1920 und den 70gern besonders durch die Carter Family populär.
Sie war die erste überregional bekannte Country-Gesangsgruppe. Die Autoharp war fester Bestandteil ihrer Auftritte und wurde sehr meisterhaft eingesetzt, was zu ihrem Status als typisches und ursprüngliches Instrument der Folkmusik beitrug.
Nicht nur das Nationalinstrument Argentiniens, das Bandonion, geht maßgeblich auf Erfinder und Hersteller in Sachsen zurück, sondern auch die kulturstiftende Autoharp der USA hat ihren Ursprung im Musikwinkel des Vogtlandes in Sachsen.
Mit dem Wirken von Carl Friedrich Zimmermann sogar in einer Person.
Herstellerschild:
Made in Saxony
T. Meinhold's
Autoharp.
Accord-Zither-Harfe
Patent.
Gebrauchsmuster Nr. 4872
Schild im Schallloch:
Autoharp
Made in Germany - Patent
Vollkommenstes
Instrument der Gegenwart
Das vorgestellte Instrument überdauert als Wandschmuck einer Gaststätte in der Böhmischen Schweiz bei Schönlinde (Krásná Lípa, Tschechien) die Zeiten.
