American Chemnitzer Concertina
Chemnitzer- u. Rheinisches System, 104 Töne
wechseltönig
(Sammlung Oriwohl, Nr. 269)
Herstellung: Alfred Arnold (Carlsfeld in Sachsen) 1940
(H: 25cm, T: 30cm, 6,5kg); 3-chörig mit einem Register
Dieses Instrument steht beispielhaft für viele Versuche, Konzertina- und Bandonionsysteme zu optimieren. Das rechte Manual einer Konzertina und das linke eines Bandonions wurden in leichter Abwandlung zu einem neuen Modell kombiniert.
Der Namenszusatz 'American' verweist auf den US-Bundesstaat Minnesota und das angrenzende Kanada, wohin es böhmische Auswanderer brachten. Auch heute gehört es dort zur Musikultur, wie z.B. im Ort New Prague. Aber auch in der Polka-Hochburg Chicago ist das Instrument sehr populär.
Linke Seite:
3-chörig (5x8'+8'+4' und 19x16'+8'+4')
Das Manual entspricht (mit wenigen Änderungen) dem des 88-Tonbandonions mit links 21 Tasten und wurde dann nach einem eigenen System der Tonbelegung und Nummerierung auf die hier abgebildeten 24 Tasten erweitert.
Von wem und wo diese Systemkombination ausging, noch in Europa oder erst in den USA, ist nicht bekannt. Das Standardmodell dieser Concertina hat 52 Tasten mit 104 Tönen.
Rechte Seite:
2-chörig mit Schwebeton (8'+8°) plus ein Register von 16' (kleiner Griff links neben dem Luftklappenhebel)
Zu erkennen sind auch die typischen gebrochenen, schrägen Gehäuseecken. Diese werden auch als "Lyra-Ecken" bezeichnet, da sie meistens mit dem Abbild einer Lyra geschmückt sind. Das Manual entspricht bis auf wenige Änderungen dem der Deutschen Konzertina mit Chemnitzer System.
Rechtes Manual:
System der Chemnitzer Konzertina
Linkes Manual:
Eigenständig erweitertes Bandonion-System mit Änderungen bei Tonbelegung und Nummerierung.
Zur Verbreitung des Instrumentes in Deutschland liegen keine Informationen vor. Jedoch spielte der Berliner Konzertina-Virtuose, Arthur Mersiowsky dieses System. Ihm soll auch die eingangs abgebildete weiße Konzertina gehört haben.
Mersiowsky trat z.B. 1926 im damals noch jungen Rundfunk als Solist auch mit Eigenkompositionen auf und wirkte bei Schallplattenaufnahmen mit. Oben der Konzertinaspieler in der Zeitschrift die "FunkStunde" von 1927, angekündigt als Solist für den "Kunterbunt-Abend".
Musiker achtet auf Eure Instrumente!
Arthur Mersiowsky wurde 1934 eines seiner Instrumente gestohlen. Die Diebe kreuzten wenig später mit der Beute beim bekanntesten Berliner Bandonionbauer Wilhelm König auf, um diese zu Geld zu machen. Zum Nachteil der Ganoven erkannte König das Instrument seines Kunden natürlich sofort.
