Chemnitzer Concertina
Chemnitzer System: Uhlig, 20 Töne
wechseltönig, logisch
(Sammlung Oriwohl, Nr. 116) ♫ Audio (nur Demo, keine Kunst)
Herstellung: unbekannt
Einchörig, D-Dur, (Zinkplatten mit Neusilberzungen)
So sieht er aus, der Anfang aller Deutschen Koncertinas. Ein Instrument in der Bauform der Ur-Konzertina, wie sie erstmals von C.F. Uhlig um 1830 in Sachsen hergestellt wurde. Diese Urform einer wechseltönigen Deutschen Koncertina war der Ausgangspunkt aller später folgenden Konzertina- und Bandonioninstrumente in Deutschland.
Linke Seite
Im Gegensatz zu der in Wien bereits stattfindenden Accordionproduktion mit linkseitigen Fertigakkorden, entschied sich Uhlig auf beiden Seiten für Einzeltöne. Wie dieses Instrument zeigt, hatten frühe Modelle der Deutschen Konzertina rechteckige Tasten.
Das Instrument links scheint mit Blick auf die Lochanzahl am Handgriff jedoch nicht aus Uhligs Herstellung zu stammen. Uhlig Konzertinas sind mit nur drei Löchern bekannt.
Linke Seite aufgeklappt
Linke Seite
Stimmplatte aus Zink mit aufgenieteten Stahlzungen auf Brettkanzellen
Linkes Regierwerk
Linkes Regierwerk
Tonbelegung linkes Manual mit D-Dur
Ab Taste 2 beginnt D-Dur in aufsteigender Tonhöhe einschließlich des rechten Manuals. Fast immer erfordert diese diatonische (tonleitergebundene) Tonfolge einen Balgwechsel, außer beim Manualwechsel und am rechten Manual von Taste 4 zu 0.
Die Tonika (d1/f#1/a1) ist auf Druck einfach mit den drei benachbarten Tasten 3+4+5 spielbar. Bei Balgwechsel erklingt auf den gleichen Tasten e-Moll als Parallele der Subdominante, die selbst nicht spielbar ist. Gleichfalls auf Zug erklingt die Dominante A-Dur mit den Tasten 1+2+3.
Weil am rechten Manual die Einzeltöne der linken Dreiklänge nur in gleicher Balgrichtung erklingen können, kann es zu fast keinen Dissonanzen kommen.
Allerdings stand die harmonische Akkordbegleitung bei diesen frühen Instrumenten nicht im Vordergrund, sondern das Melodiespiel über beide Manuale hinweg.
Tonbelegung rechtes Manual
Bei nur 5 Tasten auf jeder Seite ergibt sich schon eine abweichende Spielweise der Manuale:
Rechtsseitig erklingt der Folgeton auf einer Taste durch Wechsel von Zug auf Druck, und zur nächsten Taste durch Wechsel von Druck auf Zug. Am linken Manual ist es in beiden Fällen umgekehrt.
Die einzelnen Töne werden beidseitig in gleicher Balgrichtung gespielt, aber ob der gleiche Folgeton auf der selben Taste oder der nächsten erklingt, ist entgegengesetzt:
Beim Schritt vom Grundton d2 zum Folgeton e2 findet ein Tastenwechsel statt. Am linken Manual von d1 zu e1 dagegen nicht, usw.
Draufsicht
Mit den 10 Tasten dieser Konzertina sind 19 verschiedene Töne (Stimmzungen) spielbar (der Ton a ist doppelt). Das Wechseltonprinzip ermöglicht eine große Tonanzahl bei geringstem Material- und baulichen Aufwand.
Ein Gleichton-Instrument benötigt für 19 Töne die doppelte Anzahl an Stimmzungen - 28 Stück, zwei je Ton, und 19 statt 10 Tasten mit zusätzlicher Mechanik.
Die Wechseltonbauweise bietet bei geringer Tonanzahl eindeutige Kostenvorteile gegenüber der gleichtönigen. Diese schwinden jedoch mit jedem Ton der verdoppelt wird, um ihn in beide Balgrichtungen spielen zu können.
