Das Vorwort der Bandonionschule. Die Zeiten waren nicht nur politisch, sondern auch musikalisch reichlich angespannt. Eine kämpferische Schrift, die Einblick in die damalige Bandonionwelt gewährt.

Wie bei jeder Einführung von neuen Produkten gab es auch hier einige, die darüber nicht begeistert waren. Manch Händler dachte vielleicht an seinen Warenbestand und Lehrer für das "Zahlenbandonion" bangten vielleicht um zukünftige Schüler.

Die Schrift ist jedoch keine gegen das "Zahlenbandonion", sondern der Versuch, dem Bandonion als Instrument zu höherer musikalischer Anerkennung zu verhelfen.

Artikel aus Der Volksmusiker von Mai 1965

"Am 26. Mai 1965 hat ein Mann das 68. Legensjahr vollendet, der leider nie die breite Popularität errungen hat, die ihm auf Grund seiner lebenslangen Bemühungen für die Kultivierung des Bandonions und im besonderen Maße für die Neugestaltung des Bandonions selbst zukommen müßte: Ernst Kusserow.

(...) Leider beging Ernst Kusserow nun seinen 68. Geburtstag in einer Zeit, die auf Grund aller festgestellten Gegebenheiten jetzt wohl für die breite Aufnahme des gleichtönigen Bandonions geeignet und reif wäre, aber auch in einer Zeit, deren Bedarf an neuzeitlichen Bandonions eine leistungsfähige und aufgeschlossene Industrie voerst leider nicht mehr gegenüber steht. Wir sind aber überzeugt, daß einige der ausgezeichneten Schüler Ernst Kusserows seine umfassenden Bemühungen in Sachen Bandonion in eine reifere Zunkunft tragen werden." (ganzer Artikel)

Linke Seite: 2-chörig (8'+4')

System von Richard Micklitz

Rechte Seite: 2-chörig (8'+8')

System von Julius Zademack mit einer Hilfsreihe, ganz oben, von A. Gerlinger für chromatisches Spiel.

Rechtes Manual:

Benachbarte Reihen stehen im Quintabstand. Die Quinten können bequem mit einem Finger auf 2 Tasten gleichzeitig gespielt werden. Dies ist Teil der normalen Spielweise. Bei 2 Quinten in einem Akkord lassen sich bis zu sechsstimmige Akkorde greifen.

Der noch vorhandene Platz in der untersten Reihe wurde später an vielen Instrumenten für Tasten zusätzlicher Töne genutzt. Dabei wandelte sich auch die einzige Wechseltontaste des Instrumentes (im Bild mit zwei Noten) in zwei Gleichtontasten.

Herstellung: um 1930

Der konstruktive Aufbau und das Tastatursystem von 1926 wurden über Jahrzehnte beibehalten. Die Herstellung kam jedoch auch für dieses Modell in den 1950er Jahren zum Erliegen.

Erst im Jahr 2005 wurden dem Instrument durch Peter Spende und Bernd Machus wieder Verbesserungen an Konstruktion und Tastatursystem hinzugefügt. Leider fanden diese nur an wenigen neugebauten Instrumenten Anwendung.

Linkes Manual:

Ein auch in der äußerlichen Gestaltung hochwertiges Instrument. Mit Porzellan besetzte Tasten, auf denen die Tonbelegung in Noten aufgebracht ist, dürften ein seltener Schmuck sein.

Der Porzellanbesatz ist gewölbt.