Ein Blick in die Privatwerkstatt von Herrn Hoyer in Klingenthal.
In Zieharmonikas wird beim Spielen ständig Luft eingesaugt, die zu Staubablagerungen an Zungen und Stimmplatten führt. Außerdem arbeiten die schwingenden Zungen am Niet, an dem sie auf der Stimmplatte befestigt sind. Beides führt mit der Zeit zur Verstimmung eines Instrumentes. Das wichtigste Möbel zu deren Behebung ist in einer Werkstatt der abgebildete Stimmtisch.
Herr Hoyer absolvierte im VEB Klingenthaler Harmonikawerke eine Lehre zum Instrumentenbauer und war mehrere Jahrzehnte in diesem Werk tätig.
Werkstatt
Akkordeon- und Bandonionwerkstatt Hoyer
Klingenthal im Vogtland (Sachsen)
Um die Zungen von Ziehharmonikas effektiv stimmen zu können, werden sie im ausgebauten Zustand an einem Stimmtisch vorgestimmt. In den ehemaligen Klingenthaler Harmonikawerken war dies der Arbeitsplatz des sogenannten Bankstimmers, der dafür eine spezielle Unterweisung im letzten Halbjahr seiner Berufsausbildung zum Akkordeonbauer erhalten hatte. Mit dem Fußpedal kann der für das Stimmen erforderliche Wind erzeugt und in die Windlade der Tischplatte geblasen werden, welche vom mit Schraubzwingen befestigten Stimmbrett luftdicht abgeschlossen wird.
In der Bildmitte eine auf dem Stimmbrett liegende Stimmplatte aus Zink eines Bandonions. Bankstimmer hatten neben der zu bearbeitenden Stimmplatte noch eine sogenannte Musterplatte aufgelegt, die als Referenz für das Stimmen nach Gehör diente. Diese Musterplatte wurde vor Arbeitsbeginn stets frisch gestimmt. Nach dem Bankstimmer überprüfte und korrigierte ein Reinstimmer die Stimmung der Töne des zusammengebauten Instrumentes. Die letzte Qualitätskontrolle vor der Auslieferung lag in den Händen und Ohren eines sogenannten Durchspielers.
An den Tätigkeiten eines Stimmers hat sich bis heute nichts geändert, wie diese drei von acht Seiten einer Reparaturanleitung von Alfred Band aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen.
Das Stimmen selbst erfolgt durch feines Schaben mit einer Feile auf der Oberfläche einer Zunge, welches deren Masseverteilung und damit ihr Schwingverhalten und die Tonhöhe verändert. (Genaueres dazu im nächsten Text.) Die Spuren der Bearbeitung sind im Bild als helle Stellen auf den Zungen erkennbar. Damit sich beim Feilen nicht die für das Ansprechen der Zunge entscheidende Öffnung, Vorspannung (leichtes Herausragen aus dem Schwingungskanal) der Zunge verändert, wird ein dünnes Metall- oder Holzblättchen unter sie geschoben. - Herzlichen Dank Herr Hoyer für Ihre Erklärungen!