Bandonion
112 Töne
wechseltönig
(Sammlung Oriwohl, Nr. 349)
Herstellung: Fa. J.F. Kalbe Bandonionbau (gegr. 1840, Berlin) um 1900, 2-chörig (8'+4')
Ein Instrument, das es in sich hat...
Linke Seite: ein Bandonion mit eingetragenem Lebenslauf
Darüberhinaus sind an den unteren Enden des rechten und mittleren Stimmstockes die Anbauten einer nachträglichen Tonerweiterung erkennbar.
"Joh. Behm 1910 in Berlin C54 Gipsstr. bei Kalbe
Weltkr(ieg) 1914- Rußsl..."
Vermutlich vom Vater Joh. Behm im 1. Weltkrieg gespielt...
...und vom Sohn Geh. Behm im 2. Weltkrieg:
"Gerh. Behm 1944-45 Gotenhafen, Reval Estl, Libau Lett, Saßnitz a Rü, 1946-50 Köln-Rhein, Ahr, Eifel, Westfalen"
"Aus dem Schützengraben.
Singe wem Gesang gegeben."
Dieser Propagandapostkarte aus dem 1.Weltkrieg macht aus Kriegsgeschrei Kriegsgesang.
In sauberer Uniform, bei trockenem Wetter und Feuerschein nur aus der Ferne, kann das Gewehr auf dem Erdwall ruhen und sein Träger sich ganz der Muse hingeben. Kriegsromantik pur - Schießen als Nebensache.
Ob das Bandonion der Behms in zwei Kriegen gleichfalls in derart luxuriösem Frontmöbel gespielt wurde, darf bezweifelt werden. Das Auftauchen des Bandonions in der Propaganda zeugt von seiner damaligen weiten Verbreitung.
"Grüße an die Heimat!
Wo man singt die frohen Lieder,
Wo man spricht ein trautes Wort."
"8. Korp, 28.9.14"
Kriegspostkarte aus dem 1. Weltkrieg
"Hauskapelle, Offizierskasino der 8. Armee (Njemen)" im 1. Weltkrieg
Das einzige, fabrikmäßig gefertigte Instrument der "Hauskapelle" war die Ziehharmonika. Links neben dieser die "Teufelsgeige", eine große Konservendose, bevorzugt jene von Bismarck- Heringen, wurde an einem Stock befestigt. Durch Anschlagen des Stockes oder auf den Boden stampfen konnten mit dieser Geräusche zur rhythmischen Begleitung erzeugt werden.
So könnte Joh. Behm mit seinem Bandonion ausgesehen haben.