Bandonion
Rheinisches System: Zimmermann, Band 60Töne (wechseltönig)
(Sammlung Oriwohl, Nr. 339) Audio (nur Demo, keine Kunst)
Herstellung: um 1850. (H: 15,5cm T: 17,5cm)
Sammelplatten aus Blei mit Zungen aus Neusilber und Ersatzzungen aus Messing;
(1,35kg)
Heinrich Band betrieb eine der größten Musikalienvertriebe im Rheinland mit einem Geschäft in Krefeld. Er war kein Hersteller wie Zimmermann oder Uhlig, sondern Händler. Er kaufte Instrumente von Herstellern oder gab sie bei diesen in Auftrag.
Konzertinas bewarb er nicht mit Uhligs schon 20 Jahre gebräuchlicher Bezeichnung Concertina, sondern bis um 1855 als Accordions, obwohl diese über keine Akkorde verfügten.
Danach übernahm er zur geschäftlichen Abgrenzung den Namen Bandonion.
Die linke Seite ist in Tastennummerierung und Tonbelegung unverändert zum vorigen Konzertina-Modell von C.F. Zimmermann aus Carlsfeld.
Dies zeigt, dass von Band nur geringfügige Änderungen in Form von Tonerweiterungen am Tastatursystem von Konzertinas bei Herstellern in Auftrag gegeben wurden.
Rund 80% der Tonbelegung einschließlich Tastennummerierung an Bands modifizierten Konzertinas sind mit dem System von C.F. Zimmermann identisch.
Von einem eigenen Instrumentenentwurf oder gar einer Erfindung des Bandonions kann bei Bands Änderungen nicht die Rede sein.
Auf der rechten Seite sind oben 2 Tasten hinzugekommen. Diese bedienen 4 zusätzliche Stimmzungen mit Wind, wodurch sich die Tonanzahl von 56 auf 60 erhöht.
Bei einer Erweiterung des Tonvorrates stellte sich stets die Frage, wie die neuen Töne zum bestehenden System hinzugefügt werden sollen. Dies wurde zum Teil durch das Platzangebot vorbestimmt.
Am Instrument ist auf Grund seiner Gehäusegröße nach außen kein Platz für eine weitere Reihe, weshalb die Tasten oben angefügt worden sind, entsprechend der günstigsten Griffmöglichkeiten.
Rechtes Manual:
Die durchgehende, logische Carlsfelder Tastennummerierung 0-13 erfährt mit den zwei neuen Tasten 2/0 und 3/0 einen Bruch.
Mit neuen Tonerweiterungen in größeren Gehäusen werden noch die Tasten 4/0, 5/0, 6/0 und 7/0 links davon folgen.
Linkes Manual:
Auch dieses durchgängige Nummeringsschema wird bei Tonerweiterungen durch Bruchsymbole wie 2/0 usw. beendet werden.
Rechtes Regierwerk
Rechte Seite:
3 Sammelplatten aus Blei auf Brettkanzelle (links sind zwei Platten befestigt)
"Heinrich Band (1821-60), Musiklehrer und Konstrukteur der nach ihm benannten Handharmonika ("Bandonion")"
"Konstrukteur" trifft nur auf die von Band vorgenommenen Tonerweiterungen zu. Alle vorausgehenden Entwicklungen gehen auf C.F. Uhlig in Chemnitz und C.F. Zimmermann in Carlsfeld zurück.
Uhlig entwickelte den Kern des Tastatursystems aller Konzertinas und späteren Bandonions und wählte die Wechseltonbauweise sowie die rechteckige Gehäuseform.
Zimmermann erweiterte Uhligs Tastatur. Vieles spricht für ihn als Urheber des Rheinischen Systems statt Band. Außerdem ersann (wie schon Buschmann) und patentierte er die 2-chörige Oktavstimmung für seine Instrumente, die den typisch scharfen Klang ergibt.
Ohne Uhlig und Zimmermann würden dem Bandonion große Teile der Tastatur fehlen und der Klang recht dünn sein.
Anzeige in der Crefelder Zeitung von 1850:
Obwohl in dieser bereits mit 88 bis 104 Tönen geworben wird, scheint der Name Bandonion noch nicht zu existieren. Konzertinas aller Art, mit denen er handelt, bezeichnet er als Accordion.
Zur gleichen Zeit wurde von H. Band eine "Accordion- Schule" herausgegeben, auf der eine Konzertina abgebildet ist.
Crefelder Adressbucheintrag von 1856:
"Johann Schmitz, Musik-Instrumenten-Händler
...empfiehlt sein Lager in allen Arten von
Accordion's, Concertinas's
(von einigen wohl auch Bandonion's genannt)...
...und mit Oktavdruck,..."
Ein Händler merkt an, dass bisherige "Accordion's, Concertina's" von einigen nun auch Bandonion genannt werden.
Bei "Oktavdruck" handelt es sich um Zimmermanns patentierte Zweichörigkeit.
