Weltmeister
VEB Klingenthaler Harmonikawerke im Vogtland/Sachsen
VEB Bandonionwerk Carlsfeld im Erzgebirge in Sachsen
Der verblassende Schriftzug der 1957-60 errichteten VEB Klingenthaler Harmonikawerke, weltweit bekannt unter der Marke Weltmeister.
Noch vor der Gründung der DDR 1949 wurde in der sowjetischen Besatzungszone mit der Enteigung mittelständiger Unternehmen begonnen. Auch zahlreiche Instrumentenbaufirmen wurden so in Volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt und später z.B. im VEB Klingenthaler Harmonikawerke zusammengefasst. In Klingenthal und Umgebung gab es seit dem 19. Jh. eine lange Tradition vor allem beim Bau von Mundharmonikas und Akkordions.
In Hochzeiten waren hier rund 2.500 Menschen beschäftigt. Im Jahr 2014 sind es in einem Nachfolgebetrieb noch etwa 80 Mitarbeiter. Zwischen den Bahnschienen und der langen Fabrikzeile befanden sich noch weitere Produktionsgebäude, die 2014 abgerissen wurden.
Herstellung: VEB Bandonionwerk Carlsfeld (vorm. Alfred Arnold), um 1950. (H: 27cm; T: 31cm)
Ein frühes Instrument der DDR-Produktion aus dem VEB Bandonionwerk Carlsfeld, das aus der traditionsreichen aber 1948 enteigneten und verstaatlichten Firma Alfred Arnold hervorging. Das Werk wurde später in die Volkseigenen Klingenthaler Harmonikawerke eingegliedert. Der Bandonionbau wurde im Verlauf der 1950er Jahre eingestellt und die Akkordion-Produktion ausgebaut.
"AA" wurde 1948 in 'Volkseigentum überführt' - sprich enteignet. (VEB = Volkseigener Betrieb)
Viel Expertise ging durch die Abwanderung leitenden Personals nach Westdeutschland verloren. Die "sozialistische Produktion" hatte die Tücken ihrer planwirtschaftlichen Verwaltung zu meistern. Trotz allem entwickelten sich die Klingenthaler Harmonikawerke zu einem Großunternehmen, das weltweit und insbesondere in den führeren Ostblock vor allem Akkordions der Marke Weltmeister exportierte.
Enteignungsschreiben gleich auf dem Firmenpapier des Opfers:
"Carlsfeld/Erzg., den 7.Mai 1948.
Herrn Horst Arnold, Carlsfeld/Erzg., Nr. 53c.
Im Interesse einer ordnungsgemäßen Fortführung der Geschäfte ist es unbedingt
notwendig, dass die noch in Ihrem Besitze befindlichen Firmenschlüssel für
Pult usw. dem kommisarischen Betriebsleiter übergeben werden. Wir bitten Sie
daher, die Schlüssel bis Mittwoch, den 12.Mai 1948 auszuhändigen. Ihre
noch in dem Pult befindlichen Privatsachen können Sie in unserer Anwesenheit
abholen.
Sollten Sie unseres Ersuchens bis Mittwoch, den 12.Mai nicht nachkommen, so sehen wir uns zu unserem Bedauern genötigt, die Schränke fachmännisch öffnen zu lassen. Ferner haben wir Herrn Paul Arnold gebeten die Kassenschlüssel auszuhändigen... Herr Arnold hat unserer Bitte nicht entsprochen... Außerdem werden wir diese Angelegenheit dem Kreisrat zu Aue melden, wenn unserer diesbezüglichen Bitte nicht entsprochen wird."
Von "Betriebsvertretung" und "komm.[issarischen] Betriebsleiter" unterschrieben, sowie mit dem Stempel der enteigneten Firma versehen! (Der "VEB"-Stempel befand sich wohl noch in Arbeit.)
